Der Dreißigjährige Krieg ist als Urkatastrophe der deutschen Geschichte bezeichnet worden - nicht zuletzt wegen seiner Brutalität und seiner Dauer. Was 1618 mit dem Prager Fenstersturz als lokaler Konflikt in Böhmen begann, entwickelte sich zu einem Krieg von bis dahin unbekannter Dimension. Alle wichtigen Mächte Europas waren an ihm beteiligt. Ausgetragen wurde er auf deutschem Boden, auf Kosten der Zivilbevölkerung, und so hieß es: "der Krieg ernährt den Krieg". Riesige Söldnerheere zogen marodierend durch Deutschland. Erst als das Land völlig ausgeblutet war, fand die Vernichtung ein Ende - 1648 durch den Westfälischen Frieden.
Vierhundert Jahre nach dem Ausbruch des Krieges findet diese Dokumentation über sogenannte Ego-Dokumente - Selbstzeugnisse, in denen Menschen ihre persönlichen Wahrnehmungen niedergeschrieben haben wie Tagebücher und Briefe zum Beispiel - einen neuen Zugang zu den verheerenden Ereignissen und berichtet so aus der Sicht der einfachen Menschen.
1. "Tagebücher des Überlebens": Der Schuster Hans Heberle sieht bei Ulm einen Kometen - ein Vorzeichen schrecklichen Unheils. Etwa gleichzeitig im Jahr 1618 war der Prager Fenstersturz die Initialzündung zum großen Krieg. Wenig später erlebt Heberle die wohl erste galoppierende Inflation der mitteleuropäischen Geschichte, die "Kipper- und Wipperzeit". Er erlebt, wie überall Söldner angeworben werden. Unter ihnen ist Peter Hagendorf, ein Söldner, der wie Heberle Tagebuch geführt hat. Seine Erlebnisse werden in beiden Teilen immer wieder erzählt: etwa in Stade, wo er endlose Zeiten mit Warten im Lager verbringt und zeitweise hungern muss. Mit dem Eingreifen des schwedischen Königs Gustav II. Adolf tritt der Krieg in eine neue Phase. In Magdeburg erlebt der zwölfjährige Daniel Friese 1631 die Einnahme der Stadt durch die Kaiserlichen - ein erster, trauriger Höhepunkt der Kriegsgräuel. "Magdeburgisieren" war noch bis ins letzte Jahrhundert ein geläufiger Ausdruck für plündern, brandschatzen und morden ohne Gnade. Ein weiterer Zeitzeuge, der Pater Caspar Wiltheim, ist bemüht, die entfesselte Gewalt der Söldner in Magdeburg zu bremsen. Einer Frau, die bei ihm Schutz vor Vergewaltigung sucht, hilft er erst, nachdem sie sich mit einem "Ave Maria" zum katholischen Glauben bekennt. Der Söldner Peter Hagendorf wird beim Kampf um Magdeburg verwundet. Ein Feldscher entfernt die Kugel aus der Wunde, Hagendorf überlebt den Schuss - ein Anlass, um den Fähigkeiten und Möglichkeiten der Chirurgie im 17. Jahrhundert nachzugehen. In Schwabach bei Nürnberg erlebt die 30-jährige Müllerin Anna Wolf den Angriff der kaiserlichen Streitmacht. Aus Angst vor Vergewaltigung versteckt sie sich auf dem Dachboden ihrer Mühle. Von dort aus beobachtet sie das Wüten der Soldaten bei der Einnahme der Stadt. Sie rettet sogar den Bürgermeister vor der Todesdrohung der Kaiserlichen. Deren Befehlshaber ist der berühmt-berüchtigte Wallenstein, ein zeitweise äußerst erfolgreicher Kriegsunternehmer, gewissermaßen der Urvater aller Warlords. Doch Wallenstein wird Opfer einer Verschwörung. 1634 ermordet ihn einer seiner Offiziere. Hans Heberle muss mit seiner Familie immer wieder vor der plündernden und mordenden Soldateska fliehen.
2. "Verwüstung und Versöhnung": Hans Heberle flieht in den Wald, und ein Experiment zeigt, ob und wie man im Wald überleben kann. Später wird die Familie hinter die vermeintlich sicheren Mauern der Stadt Ulm fliehen. Dort erlebt sie die schrecklichen Auswirkungen der Pest aus nächster Nähe. Die damaligen "Schutzmaßnahmen" gegen die Seuche reichen von Quarantäne bis zu Hexenverbrennungen. Bei Lützen treffen die Schweden und die Kaiserlichen in einer großen Schlacht aufeinander. Gustav Adolf, der schwedische König, wird dort tödlich getroffen. Anhand eines Massengrabes, das von Archäologen geborgen wurde, wird die Kriegswirklichkeit lebendig. Wissenschaftler können aus den Befunden sogar einzelne Lebensläufe rekonstruieren. In der Schlacht bei Nördlingen werden die Schweden vernichtend geschlagen. Doch durch das Eingreifen Frankreichs wird der Krieg noch verheerende 14 Jahre lang weitergehen. Das Beispiel der Elisabeth Gemmeroth, verheiratete Gneupel, zeigt, was es für eine Soldatenfrau bedeutet, ihren Mann im Tross des Heeres jahrelang zu begleiten. Mit ihm, einem sächsischen Rittmeister, bildet sie eine zeittypische Überlebensgemeinschaft. Bis sie 1636 während der Schlacht von Wittstock an der Dosse auf der Flucht von einer verirrten Kugel getroffen wird. Nur ihr jüngster Sohn bleibt am Leben. Der Söldner Peter Hagendorf entwickelt eine einfache, aber wirkungsvolle Überlebenstechnik: Er hält sich immer möglichst nah bei seinen Vorgesetzten auf. Auch er hat im Tross seine Frau bei sich. Als sie krank wird, ist er rührend um sie bemüht und opfert für ihre Versorgung sogar sein Pferd - er, ein rauer Söldner und Haudegen. Seine endlosen Märsche führen ihn auch nach Amöneburg bei Marburg. Dort lebt der Bauer Caspar Preis, der wie Millionen seiner Zeitgenossen von Plünderungen schwer gebeutelt ist. Als ihm sein letztes Pferd im Stall geraubt wird, spannt er sich mit seinem Sohn und seinem Knecht selbst vor die Egge, um ein Feld bestellen zu können. Am Ende stehen die Friedensverhandlungen von Münster und Osnabrück. Daniel Friese, der als Kind die Einnahme von Magdeburg miterleben musste, ist als Mitglied einer kleinen Delegation dabei. 1648 sind die jahrelangen Verhandlungen erfolgreich: Endlich wird Frieden geschlossen.
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Jahr:
2018
Verlag:
Hamburg, Studio Hamburg
Enthaltene Werke:
Mit Gottes Segen in die Hölle - Teil 1: Mythos Wallenstein (Bonusfilm), Mit Gottes Segen in die Hölle - Teil 2: Kampf der Giganten (Bonusfilm), Mit Gottes Segen in die Hölle - Teil 3: Ende eines Rebellen (Bonusfilm)
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Elg
Altersfreigabe:
12
ISBN:
B-07-GRRCRH-8
Beschreibung:
2 DVDs (90 min) : farbig
Fußnote:
FSK: Ab 12 Jahren. Sprache: Deutsch. Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte. Original: Deutschland, 2018
Mediengruppe:
DVD Sachfilm